Immer schön neugierig bleiben
Bist du ein Gewohnheitstier und Neues macht dir Angst? Oder ist Neugier dein zweiter Vorname und du probierst am liebsten jede Innovation aus? Wir sagen, warum es sich lohnt, neugierig zu sein!
Sind alle Menschen neugierig?
Manche Leute sudern ständig: „Früher war alles besser.“ Finden wir ganz schön zynisch, denn: Noch vor wenigen Jahrzehnten wurden wir im Schnitt nicht älter als 55 Jahre, im 19. Jahrhundert starb jede siebente Mutter im Kindbett und der Durchschnittsmensch entfernte sich nie mehr als 100 Kilometer von seinem Geburtsort.
„Heute leben wir in vielerlei Dingen näher am Paradies als früher“, sagt Nikolaus Franke, Leiter des Instituts für Entrepreneurship und Innovation der Wirtschaftsuniversität Wien. Besser geht es uns dank Innovationen – ob in Form von Technologien, Prozessen, Geschäftsmodellen. Und warum gibt es all das? Weil Menschen neugierig sind!
Neues zu entdecken, zum Beispiel neue Länder zu bereisen, macht Spaß, fordert heraus – und kann Probleme lösen. Neugierig zu sein motiviert uns, Dinge anders zu machen. Sonst würden wir heute noch auf Bäumen leben. Allerdings ist nicht jeder Mensch gleich neugierig. Zwar stecken in jedem Menschen beide Seiten: eine erfinderische, für Neues offene. Und eine bewahrende, konservative Seite. „Wie sich jedoch bei jedem Menschen diese beiden Eigenschaften verteilen, ist unterschiedlich. Bei den einen überwiegt die Abwehr, die Vorsicht, bei den anderen die Faszination des Neuen“, sagt Experte Franke.
Warum aber reizt uns das Neue so? Weil es „unser inneres System in einen Erregungszustand bringt, also aus dem Gleichgewicht“, weiß Brigitte Neuhold, klinische Psychologin aus Innsbruck. Dieses innere Ungleichgewicht irritiert uns, lässt uns durchaus unbehaglich fühlen.

Unsere Reaktion darauf? Wir wollen unser inneres System wieder ins Gleichgewicht bringen. Also testen wir das brandneue Smartphone oder erkunden den Körper des neuen Lovers: Wir erforschen das Neue, um es einordnen zu können.
Und wann sollte man seine Lust auf Neues befördern? „Pauschal lässt sich das nicht beantworten“, sagt Expertin Neuhold. „Niemand muss sein Leben ändern.“ Ein guter Gradmesser, ob man mehr Neues zulassen sollte, sei die eigene Lebensqualität:: „Wer unzufrieden oder unausgeglichen ist, sollte sich über die Ursachen klar werden – und prüfen, ob sich diese ändern lassen.“
Mitunter kommt das Neue auch von selbst zu uns: Wenn ein Lebensabschnitt zu Ende geht, ein neuer beginnt: nach der Matura etwa. Oder wenn wir einen neuen Partner kennenlernen. Dann ist es wichtig, offen zu sein, sagt die Expertin. Zwar malen wir uns erst all das Schöne aus, das wir mit dem Neuanfang verbinden. Doch je näher dieser rückt, desto ängstlicher werden wir. „Es ist normal, dass bei einem Neuanfang auch andere Gefühle hochkommen, die man selbst oder die Menschen in unserem Umfeld nicht erwartet haben.“ Wer das weiß und sich bemüht, aufgeschlossen zu sein, kann sich dem Neuen sicherer zuwenden.