Die heimliche Geliebte: Tipps vom Psycho-Profi
Glück auf Abruf. Heimlichkeiten, die erst erotisieren, dann nerven. Einsame Feiertage. Oder doch ein Leben im Luxus, um eines Tages mit dem Mann der Träume vereint zu sein? Jetzt gibt es einen Kurs für heimliche Geliebte.
Will er mich, will er mich nicht …
Das Leben als Geliebte ist aufregend, manchmal nervenaufreibend. Ein Leben in der Warteschleife für manche. Ein purer Genuss für andere. Für Zweitfrauen, die unter ihrer Situation leiden, gibt es jetzt sogar professionelle Betreuung: „Die Andere – psychotherapeutische Gruppe für Z(w)eitfrauen“ startet im November an der Sigmund Freud Privatuniversität in Wien – Interessierte können sich unter ambulanz@sfu.ac.at melden.
Die Co-Organisatorin, die anonym bleiben muss, dazu: „Die betroffenen Frauen sollen dort die Möglichkeit haben, sich mit anderen auszutauschen, lernen, wie sie mit Enttäuschungen umgehen können. Und die sind groß, wenn man etwa eine Woche lang auf den einen Abend mit IHM wartet, extra ein neues Kleid kauft, alles plant und organisiert. Wenn die Vorfreude am Höhepunkt ist, und dann kommt die Absage eine Stunde vorher, dass es doch nicht geht. Der Fall ist dann umso tiefer, der Selbstwert leidet enorm. Diese Frauen sollen gestärkt werden und sich entweder befreien oder bis dahin so gestärkt werden, dass sie besser mit dieser Art von Beziehung umgehen können.“
Should I stay or should I go
Allein in Österreich ist eine Viertelmillion Menschen in eine langfristige Dreiecksbeziehung verstrickt, drei bis vier Prozent der Frauen und Männer zwischen 20 und 60, um genau zu sein. Bei unseren deutschen Nachbarn sind laut Schätzungen (wissenschaftliche Erhebungen dazu gibt es natürlich nicht) mehr als 1,5 Millionen Frauen die Geliebte eines verheirateten Mannes. Die meisten steigen schlecht aus und können sich in ihrem Begehren, vom Schatten ins Licht zu wechseln, nicht durchsetzen.

Trotzdem: Als Geliebte, als böse Familienzerstörerin in spe wird man nicht geboren, dazu wird man gemacht. Meist gehören die Betreffenden zur Sorte der selbstbewussten, autarken Frau. Sie verlieben sich in einen Mann, der gebunden ist. Es ist eine Art Liebe, die nichts mit partnerschaftlichem Empfinden zu tun hat.
Der Alltag siegt oft
Mit der Ehefrau teilt er eine langjährige Bindung, eine gewisse Sicherheit, den Alltag. Mit der Geliebten die prickelnden Momente. Wer damit gut leben kann und tatsächlich keinen Anspruch auf eine offizielle Bindung stellt, ist die glückliche Ausnahme. Für den Rest gibt es nun sogar professionelle Psycho-Betreuung. Und auch für die Erstfrauen gibt es einen Tipp. „Stehen neben der Beziehung noch Karriere und finanzieller Status auf dem Spiel, ist für die meisten Männer die Entscheidung gefallen: Zurück ins Nest!“, so der deutsche Paartherapeut Friedhelm Schwiderski. „Der Abtrünnige bekommt noch eine Chance, weil sich auch die Ehefrau in dem gemeinsamen Leben gut eingerichtet hat. Will sie ihren Mann zurück, kann sie einfach die Zeit für sich arbeiten lassen. Oft reicht es schon, abzuwarten, bis sich beim Partner die erste Euphorie mit der Geliebten gelegt hat.“