Schlagfertig sein kann man lernen!
Jemand sagt etwas Unmögliches zu dir – und dir fällt keine passende Antwort ein? Das geht vielen so. Schlagfertigkeit ist aber keine Frage von Naturtalent – sie lässt sich auch üben, sagt die Expertin Nicole Staudinger.
Schlagfertig sein: Nutze die drei Sekunden!
Es gibt da diesen schönen Begriff: Treppenwitz. Was er im ursprünglichen Sinn meint: Dir hat jemand einen frechen/unangemessenen/unverschämten Satz an den Kopf geworfen. Und dir selbst fällt erst später, beim Rausgehen (auf der Treppe oder wo auch immer), eine Erwiderung ein. Dann ist es aber zu spät. Nur drei Sekunden haben wir für eine Reaktion, meint Autorin Nicole Staudinger in ihrem neuen Buch Schlagfertigkeitsqueen (Eden Books). Meist brauche unser komplexes Hirn aber viel länger, um den Spruch des Gegenübers zu verarbeiten.
Und oft wirft solch ein dummer Spruch Frauen stärker aus der Bahn als Männer. Weil sie wissen wollen, warum der andere das jetzt gerade gesagt hat. Und was er einem damit sagen will. Männer hingegen hören (meist) nur die Sachinformation heraus.
Ein schönes Beispiel dazu, erlebt in einem ihrer Seminare, beschreibt Staudinger in ihrem Buch: Kollegin 1 ruft aus dem Home-Office Kollegin 2 im Büro an: „Was ihr da so den ganzen Tag macht, das verstehe ich nicht. Bei mir biegt sich der Schreibtisch nur so durch.“ Kollegin 2 fühlt sich persönlich angegriffen, ärgert sich. Viel zu lange grübelt sie über die Worte zwischen den Zeilen nach – zu lange, um schlagfertig zu sein. Was eine passende Antwort gewesen wäre? Ein männlicher Teilnehmer aus dem Seminar meint: „Dann lass uns schnell auflegen, wenn du so viel zu tun hast.“ Punkt für ihn!

Das Beispiel zeigt: Schlagfertig zu sein ist weit mehr, als dumme Sprüche zu klopfen. „Es ist eine Lebenseinstellung, die auch eine gewisse Gelassenheit mit einschließt“, sagt Staudinger. Und die lässt sich ihrer Meinung nach üben. Als Erstes empfiehlt sie, sich vor einer Auseinandersetzung gedanklich einen Schutzschild zuzulegen: Stell dir vor, deine Arme wie ein Dach über dem Kopf auszurichten. Der geistige Schutzschild hilft dir, unpassende Bemerkungen gar nicht erst an dich herankommen zu lassen. Und: Es gibt Methoden, die einem helfen, schlagfertig zu werden.
Fünf ausgewählte Techniken von Nicole Staudinger:
1. ZUSTIMMUNG
Jemand sagt dir, du trägst für den Termin unpassende Kleidung? Dann stimme ihm zu und lass ihn mit seiner frechen Kritik ins Leere laufen.
2. KONTER
Belasse den Satzbau, wie er ist, und münze das Gesagte auf den Angreifer um. Den bekanntesten sprachlichen Konter hatte Winston Churchill parat. Auf die Worte einer Dame: „Wenn ich Ihre Frau wäre, würde ich Ihnen Gift in den Tee mischen“ antwortete er: „Wenn Sie meine Frau wären, würde ich ihn trinken.“
3. SPRICHWÖRTER UND REDEWENDUNGEN
Wem auf einen sprachlichen Angriff keine grandiose Antwort einfällt, der kann sich mit Zitaten, Redewendungen oder Sprichwörtern behelfen und damit dem Gegenüber den Wind aus den Segeln nehmen. Achtung, diese Technik nicht immer bei denselben Menschen anwenden, sie nutzt sich sonst schnell ab.
4. UMDEUTUNG
Du bekommst von der Kollegin an den Kopf geworfen, dass du immer so pingelig bist? Dann antworte, rät Staudinger, mit einer Umdeutung wie: „Wenn du unter pingelig verstehst, dass ich meine Arbeit sorgsam mache, dann gebe ich dir Recht.“
5. ZWEI-SILBEN-ANTWORT
Gerade für schüchterne Menschen, die noch lernen müssen, schlagfertiger zu werden, empfehlen sich Antworten wie „So, so“, „Ach was“, „Scha-de!“. Selbst ein „Sapperlott“ ist immer noch besser, als gar nichts zu sagen!
Noch mehr wirksame Techniken gibt es in Nicole Staudingers Ratgeber Schlagfertigkeitsqueen. In jeder Situation wortgewandt und majestätisch reagieren.