Eltern lieben ihre Kinder bedingungslos. Bei der Erziehung machen sie sich aber mitunter selbst aber etwas vor.
6. Oktober 2016 von Mareike Steger

Eltern, macht euch doch nichts vor!

Bis ein Kind groß ist, haben es die Erwachsenen schwer. Punkt. Über die drei größten Missverständnisse junger Eltern.

Was Eltern wissen müssen

Gut, niemand hat je behauptet, Kinder zu haben sei ein Kinderspiel. Dennoch tun heutzutage viele Neo-Eltern so, als sei mit einem kleinen Putzi ihr Leben noch genauso wie zuvor. Oder reden sie es sich und anderen nur ein? Wir finden: Über Kinder muss man genauso offen reden wie übers Geld. Also los:

Liebe ist das Beste, was Eltern ihren Kindern mitgeben können.

1. Der Schlaf

Die wenigsten Neo-Eltern wissen darüber Bescheid, was Babys und Kleinkinder stark macht: das Schlafen bei den Eltern. Nicht in deren Bett, aber in ihrem Zimmer. Populär ist das natürlich nicht bei den Erwachsenen. Aber: Wer schon seinen Säugling ins Kinderzimmer legt, riskiert einiges, sagen Experten wie der Kinderarzt Rüdiger Posth: „Das ‚Ausquartieren‘ irgendwann in der frühen Kindheit führt nahezu immer zu Schlafproblemen. Die beruhigende Nähe der Eltern fördert das Urvertrauen und schafft die Voraussetzungen für eine sichere Bindung.“ Von ihrem Reifungsgrad her brauchen Kinder das gemeinsame Schlafen, bis sie drei Jahre alt sind. Dann wollen sie, weil ihr Selbständigkeitsbedürfnis wächst, von selbst im eigenen Zimmer schlafen. Sicher durchschlafen tun Kinder übrigens erst mit vier!

2. Das Spiel

Auf dem Spielplatz sitzen heutzutage nicht nur die Kleinen im Sand, sondern auch Mami, Papi oder Oma. Um jederzeit wie Helikopter eingreifen zu können, wenn sich die Zwergis mit dem Schäufelchen eins über den Kopf geben. Zur Entspannung diene folgendes Wissen: Erstens spielen Kinder erst ab drei Jahren wirklich mit anderen Kindern zusammen. Zweitens wertet sich ein Kleinkind mit seinem „Besitz“, also etwa einem Sandeimer, selbst auf. Muss es etwas hergeben, verliert es vor sich selbst an Wert, sagt Experte Posth. „Das ist der Grund, warum manche Kinder so wütend oder manchmal auch so verzweifelt reagieren, wenn man ihnen das Teilen oder Abgeben abverlangt.“ Und die Welt nicht verstehen, wenn Mama und Papa ihnen in den Rücken fallen … Eltern sollten also nicht glauben, schon ein Zwergi müsse doch teilen lernen. Nein: Echtes Teilen schaffen Kinder erst nach dem vierten Lebensjahr!

3. Der Trotz

Kaum etwas stresst Eltern so sehr wie das Trotzen. Das nervenaufreibende Verhalten beginnt etwa im Alter von zwei Jahren – im Englischen „the terrible twos“ genannt. Wer jedoch versteht, worum es beim Trotzen geht, tut sich leichter damit. Ganz simpel gesagt dient der Trotz dem Kind dazu, sein noch unsicheres Selbstwertgefühl zu verteidigen. „Trotz ist kein Spleen, kein Abersinn des Kindes und schon gar keine grundsätzlich oppositionelle Herausforderung der Eltern“, sagt Experte Posth. „Trotz ist Selbstbehauptung, Selbstschutz und Selbstverteidigung an scheinbar falscher Stelle, weil die Vernunft zur Regulation der Emotionen noch nicht ausreicht. Diese Vernunft wird auch noch ein Weilchen auf sich warten lassen.“

 

Am besten erkennt man mögliche Trotzsituationen schon vorher und versucht sie abzuwenden. Bahnt sich jedoch eine an, sind Drohen und Schimpfen angeraten. Ist ein Trotzanfall aber schon im Gange, hilft nur das soziale Trennen. Und immer dran denken: Ein Kind, das trotzt, ist im psychischen Ausnahmezustand! Ein herablassendes oder gar grobes Elternverhalten verbietet sich von selbst.

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