Distanz Nähe
8. Oktober 2016 von Janina Lebiszczak

Wie viel Nähe braucht die Liebe?

„We fight, we break up – we kiss, we make up. You don’t really want to stay, no, but you don’t really want to go.“ Sängerin Katy Perry beschreibt in ihrem Hit „Hot n Cold“ genau, was uns am meisten nervt: ewig unentschlossene Männer.

Er ist wirklich ein toller Typ, der Neue. Er gibt dir das Gefühl, dass er dich wirklich begehrt. Dass du unwiderstehlich bist. Dass er dich will, mit Haut und Haaren. Leider tut er das immer nur phasenweise. Plötzlich zieht er sich wieder mal zurück und hält dich auf Abstand. Kein Muh, kein Mäh – nur ein großes Fragezeichen. Ein ewiges Hin und Her. Vielleicht hat er seine letzte Beziehung noch nicht verdaut, vielleicht ist er einfach bloß ein Soziopath. Was aber, wenn man mit so jemandem zusammen ist? Selten sind die Bedürfnisse nach Nähe in einer Beziehung stets deckungsgleich. Schon klar, am Anfang ist zumeist alles rosarot: Frisch verliebt möchten wir jede Minute mit dem Herzblatt verbringen, am liebsten zu einer Einheit verschmelzen. Doch diese Phase hat ein Ablaufdatum. Und dann kommen die Probleme: Denn für manche Menschen wirkt Distanz bedrohlich.

Freiraum ist überlebensnotwendig

Wie nah und wie fern sich Partner sein müssen, um alleine und gemeinsam glücklich zu sein, kann nicht genau definiert werden. Zu unterschiedlich sind die Menschen, zu verschieden ihre Geschichten. Wichtig ist nur, dass sich beide einig sind und gleiche Vorstellungen von ihrem persönlichen, goldenen Mittelweg haben. Nur in der richtigen Balance von Distanz und Nähe gedeiht dauerhaftes Liebesglück.

Liebe Nähe

Distanz

Viele Verbindungen scheitern daran, dass die Partner selbst ihre eigenen widersprüchlichen Wünsche und Bedürfnisse nicht hinreichend geklärt haben. Erst wenn dies geschehen ist und mit dem anderen darüber eine Verständigung hergestellt wurde, kann die Sonne scheinen.

Autor und Paar-Coach Wolfgang Krüger („Freiraum für die Liebe: Nähe und Abstand in der Partnerschaft“) findet in einem Interview mit Parship zum Kernproblem klare Worte: „Einer der Partner sucht immer mehr Eigenständigkeit, während der andere die Näheregeln beachten muss. Dazu gehört das Gummibandprinzip: Ziehe ich mich zurück, kommt der Partner. Man braucht Freundschaften, um die Distanz des anderen auszuhalten, man muss die eigenen Nähemuster der Kindheit reflektieren. Warum bin ich manchmal so empfindlich, wenn er allein die Sportschau sehen will. Vielleicht bin ich als Kind vom Bruder entthront worden und reagiere gekränkt, sobald mich der andere nicht mehr wahrnimmt. Ich muss also sehr bewusst diese Muster in meiner Partnerschaft reflektieren – sonst gibt es ständig Reibungspunkte und es entstehen Notmuster der Nähe: Man wird krank oder depressiv und bekommt dann mitunter jene Nähe, die man vermisste.“

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