So überlebt die Partnerschaft eine Affäre
Wenn jemand fremdgeht, setzt er damit viel aufs Spiel. Dennoch muss eine Affäre nicht das Ende der Beziehung bedeuten. Dafür braucht es allerdings einige Bedingungen.
Wie weiter nach der Affäre?
Seitensprünge passieren. Ob mit Vorsatz oder einfach, weil sich dafür eine gute Gelegenheit ergab. Der Paartherapeut Ulrich Clement, Autor von Wenn Liebe fremdgeht, meint: Oft hat eine Affäre nichts mit dem eigentlichen Partner zu tun. Man gehe auch fremd, weil es einem schlicht die Möglichkeit gibt, sich lebendig(er) zu fühlen.
Das heißt natürlich nicht, dass es einen Freifahrtschein für Seitensprünge geben muss in Beziehungen. Und ein Paar muss auch keine offene Beziehung leben, wenn es das nicht will. Was aber tun, wenn einer von beiden fremdgegangen ist – und das Paar vor dem Scherbenhaufen seiner Beziehung steht?
Was der Beziehungsexperte nach einer Affäre rät
1. Bekennen statt gestehen
Wenn jemand fremdgegangen ist, muss er das seinem Partner nicht um jeden Preis erzählen, meint Clement. Denn oft bringt der, der gesteht, sein Gegenüber in eine doppelt missliche Lage: Er erfährt durch die Affäre eine Kränkung – und soll dem geständigen Sünder auch noch die Last des schlechten Gewissens abnehmen. Das ist von dem, der betrogen wurde, ziemlich viel verlangt.
Wenn aber offen geredet wird, sei das Bekenntnis besser als ein Geständnis. Der Betrüger berichtet erhobenen Hauptes von seiner Handlung und seinen Gefühlen und steht dazu. Und macht sich nicht zum reuigen Sünder. Und, ganz wichtig: Das Bekenntnis wirft, anders als das Geständnis, nicht die Schuldfrage auf. So kann ein Paar seine – neu geartete – Beziehung nach der Affäre leichter wieder aufbauen.
2. Verstehen statt verzeihen
Dem Betrüger zu verzeihen ist für viele Betrogene ein großes und schwieriges Thema. Paartherapeut Clement lenkt den Blick auf etwas, das seiner Meinung nach noch wichtiger ist: zu verstehen, warum die Affäre überhaupt passiert ist. Warum sich der Betrüger so angezogen gefühlt hat von der Affäre. Nur so wird das Paar, wenn es zusammenbleiben will, einen Erkenntnisgewinn für sich daraus ziehen können.
3. Eigene Grenzen akzeptieren statt nach Fehlern suchen
Der Experte ist sich sicher: Ein einziger Partner kann gar nicht alle Bedürfnisse und Sehnsüchte abdecken, die ich habe. Wer diese Grenzen des Partners akzeptiert, wird sich im Falle einer Affäre nicht mit dieser Frage martern: Was habe ich falsch gemacht? Denn darum gehe es gar nicht. Viel entscheidender sei, so Clement, wie man mit dem Erkennen der eigenen Grenzen und denen des Partners die Beziehung gestaltet: Weiterhin monogam leben oder eine offene Beziehung führen? Und ein Paar muss sich der Frage stellen, ob es damit leben kann, nicht alles wissen zu wollen – was heißen kann, auf sexuelle Treue zu verzichten. Ohne diese allerdings ständig zu hinterfragen. Damit würden potenzielle Affären gebilligt – von beiden Partnern.