Sex oder Tränen?
Versöhnung nach dem Streit
Die Fetzen fliegen, ihr brüllt euch an - und dann? Die beste Versöhnung findet angeblich im Bett statt, Frauen setzen trotzdem öfters auf Tränen.
Ein Forscherteam um Joel Wade von der Bucknell University in Lewisburg legte seinen Probanden eine Liste mit 21 Versöhnungsstrategien vor. Mit dabei: eigentlich eh alles – Umarmungen, ein gutes Mahl, Entschuldigungen, Alkohol, versprochene Kompromisse, aber auch Weinen und Sex. Außerdem fragten die Wissenschaftler noch weitere Personen, welche dieser 21 Verhaltensweisen sie persönlich für geeignet hielten, um sich nach der Fetzerei wieder zu vertragen. Bei dieser Fragerunde landete Sex bei Männern auf Platz 13 der 21 besten Verhaltensweisen, bei Frauen nur auf Platz 16. Die wiederum glaubten, dass Streit auch gut gelöst werden kann, wenn der Mann weint: Platz 10 von 21. Bei Männern kam dieses Verhalten auf Rang 19.
Was erwartet man von Mann und Frau?
Was besonders einleuchtend klingt: Die Forscher glauben, dass die Verhaltensweisen auch zur Streitsituation passen müssen. So könnte Sex eher geeignet sein, einen Eifersuchtsstreit beizulegen. Bei einem Streit über Geld sei dies unwahrscheinlicher – wir denken, damit liegen sie richtig. Was die Ergebnisse jedoch verfälschen könnte, gaben sie zu, sind die Erwartungen an das eigene Geschlecht. Sex haben zu wollen statt rumzuheulen entspricht offenbar nicht dem, was man von einer Frau erwartet. Doch egal, wie man sich versöhnt, es gibt es ja auch viele Kombinationsmöglichkeiten. Hauptsache, man tut es! Denn den Grant hineinzufressen kann mitunter gefährlich werden.
Versöhnung sollte Vergebung bedeuten
Warum? „Verzeihen wirkt beruhigend auf Seele und Körper“, erklären die Experten. Der Akt des Vergebens etwa hilft gegen den emotionellen und zehrenden Stress (so bezeichnet man ein anhaltendes Gefühlschaos). Dieser schwächt langfristig die Abwehrkräfte des Körpers und kann beispielsweise anfälliger für Infektions-, Tumor- oder Stoffwechselkrankheiten machen. Robert Enright, Gründer des internationalen Instituts für Vergebungsforschung, meint: „Wir finden mit wissenschaftlichen Methoden heraus, was wir seit Tausenden von Jahren wissen könnten: Vergebung tut psychisch und körperlich gut.
Vergeben heißt aber nicht, dem anderen die Schuld zu nehmen, und schon gar nicht, sich gleich mit ihm zu versöhnen. Wer nicht verzeihen kann, leidet selbst am allermeisten, denn an nichts ist man so gebunden wie an seinen Feind. Jedoch funktioniert Vergebung nicht von heute auf morgen, denn man braucht dafür Zeit und auch Distanz. Selbstsichere, gefestigte Menschen verzeihen leichter, während sich emotional instabile Personen damit eher schwertun, und auch wer gewissenhaft und besonders extrovertiert ist, verzeiht schneller.“