Sprache als Werkzeug
Gedanken zum sensiblen Sprachgebrauch
Sprache vermittelt immer eine Botschaft und ist nie neutral. Deshalb ist es besonders wichtig, dass man einen sensiblen Sprachgebrauch entwickelt. Für Gleichheit, gegen Diskriminierung, Sexismus und um Beleidigungen zu vermeiden.
Als es „Klick!“ gemacht hat
Letztens wollte ich mit Freunden ausgehen, mein bester Freund hat aber mit der Begründung abgesagt, dass er einen romantischen Abend mit seiner Freundin verbringen wolle. Daraufhin meinte ich im Spaß: „Was bist denn du für eine Pussy geworden?“
Ein paar Tage später stolperte ich auf Instagram über einen mich nachdenklich stimmenden Post von Alexandra Stanic:
Alexandra schreibt: „Vor ein paar Tagen hörte ich, wie jemand das Wort ‚Pussy‘ als Beleidigung benutzte, und ich bin immer noch erstaunt: Wie zum Geier kann das Wort ‚Pussy‘ als Beleidigung gelten? Ich weiß, das Patriarchat (= Gesellschaftsform, in der dem Mann eine bevorzugte Stellung in Gesellschaft und Familie zukommt; Anm.) behauptet, dass Frauen und alles, was annähernd weiblich ist, schwach ist, aber diese Leute haben wohl keinen blassen Schimmer, wovon sie reden!“
Ich erinnerte mich sofort an meine Worte und fühlte mich ertappt, nahezu schuldig. Denn ich finde, sie hat vollkommen recht! Da hat es bei mir irgendwie „Klick!“ gemacht.
Sensibler Sprachgebrauch
Diskriminierende und sexistische Ausdrücke kennt jeder und leider haben sie sich in unsere Alltagssprache eingeschlichen und dort verfestigt: Spacko, Spast, Mongo, Homo, Penner, Pussy, behindert, schwul. Und alles was zum Alltag gehört und so nebenbei passiert, wird nicht mehr bewusst wahrgenommen. Und genau das ist die Crux an der Sache! Uns ist gar nicht bewusst, wenn wir durch Sprache andere beleidigen, sie diskriminieren und ungleich behandeln. „Wie behindert ist das denn?“ oder „Der benimmt sich ja wie ein Schwuler!“ rutscht einem schnell mal heraus. Würde einem eine beeinträchtigte oder homosexuelle Person gegenüberstehen, würde man sich bei solchen Äußerungen wohl zurückhalten (wir hoffen es zumindest).
Übrigens sind Diskriminierungen seit 2006 auch verboten. Geregelt ist das im Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz. „Behindert“ als Schimpfwort zu verwenden kann also auch rechtliche Folgen haben.
Sprache ist alltäglich, sie ist überall und nie neutral. Sie formt unser Denken und unser Denken formt die Sprache. Wir müssen mehr darauf achten, wie wir Sprache einsetzen, um einen sexistischen, rassistischen, xeno-, homophoben oder behindertenfeindlichen Gebrauch zu vermeiden. Menschen mit körperlichen oder kognitiven Beeinträchtigungen werden durch ihr Umfeld sowieso schon genug beeinträchtigt, da sie entweder zu Opfern gemacht werden oder als Helden zelebriert werden. Diskriminierende Sprache ist nur ein Teil der Stigmatisierung.
Deshalb müssen wir an einem sensibleren Sprachgebrauch arbeiten. Aber es ist leichter gesagt als getan, da sich all unsere Vorurteile und gesellschaftlichen Ansichten in unserem Denken und in unserer Kommunikation verfestigt haben. Es wird Zeit, diese Strukturen aufzubrechen, indem wir bewusster denken und bewusster sprechen! Man sollte sich immer im Klaren sein, wie man mit jemandem redet und wie das bei dem Gegenüber ankommen könnte. Hilfreich ist auch, sich die Frage zu stellen: „Möchte ich, dass jemand mit mir/mit meinem Partner oder über mich/über meinen Partner so redet?“
Sprache spiegelt unser Sein, unser Denken wider und wer will schon als rassistisch, sexistisch oder beleidigend gelten? Nutzen wir die Sprache als Mittel für eine positive Veränderung im Sprachgebrauch.
Übrigens: Positive Sprache fördert auch ein positives Selbstbild.