Ohne Ehrgeiz?
Warum immer mehr junge Menschen keine Lust mehr auf Karriere haben
Laut einer Umfrage scheint der Karrierewunsch bei den meisten Studenten abzunehmen. Familie und Freizeit sind wichtiger.
Karriere? Nein, danke!
Sich Tage und Nächte im Büro um die Ohren zu schlagen, nur wegen der leisen Hoffnung auf eine mögliche Beförderung, scheint nicht länger oberste Priorität unter jungen Leuten zu haben. Der klassische Lebensentwurf Studium, Karriere und vielleicht mal Familie und Kinder hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Klar, gesellschaftliche Veränderungen und Entwicklungen gibt es immer wieder. Den „einen“ gültigen Lebensentwurf haben wir schon lange über Bord geworfen. Dennoch ist die Tendenz, wie jüngste Umfragen ergeben haben, doch stark erkennbar: Nur noch 41 % sehen ihre Erfüllung im beruflichen Aufstieg – Freizeit, Familie und ein ausgeglichenes Privatleben haben einen höheren Stellenwert denn je. Gerade in scheinbar beschleunigten Zeiten wie diesen eine interessante Entwicklung. Doch was ist der Grund dafür?
Weniger ambitioniert?
Die Befragung wurde unter 2.000 deutschen Studenten vom Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY durchgeführt. Zurückzuführen sei das Ergebnis laut dessen Analyse in erster Linie auf eine gute wirtschaftliche Lage. Die Studenten rechnen also durchaus mit einem sicheren Job und ausreichend Einkommen, jedoch hat die Ambition, steil Karriere zu machen, nicht länger oberste Priorität. Ein voranschreitendes „Gefühl der weitgehenden Sicherheit“ dürfte es ihnen erlauben, persönliche Interessen mehr in den Vordergrund zu stellen. Dies kann sich freilich auch schlagartig wieder ändern. Außerdem lässt sich auch hinterfragen, wie zuverlässig solche Angaben bei Befragungen generell sind. Derartige Grundsatzfragen und Einstellungen können gerade unter jungen Studenten schnell wechseln.
Wenig Unterschied in der Rollenverteilung der Geschlechter
Besonders auffällig kam bei der Studie auch heraus, dass es kaum noch einen Unterschied zwischen den befragten Männern und Frauen gab. Vor zwei Jahren wären noch ein deutlicher Unterschied und eine klassische Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern gegeben gewesen. Doch inzwischen ist auch für die befragten Männer Familie wichtiger geworden als Karriere. Für 63 % der Studenten – sowohl bei Männern als auch bei Frauen – sind persönliche Interessen wichtiger geworden als beruflicher Erfolg. Und diese Entwicklung sollte nicht unbedingt auf mangelnden Ehrgeiz zurückgeführt werden. Der Wunsch nach ausgeglichener Lebensqualität ist durchaus berechtigt und sollte daher eher in der Unternehmenskultur weiter verankert und möglich gemacht werden. Karriere und Privatleben müssen und sollten sich ja nicht kategorisch ausschließen.