12. September 2018 von maxima Redaktion

Häusliche Gewalt

Wenn Männer Frauen schlagen – „Warum verlässt du ihn nicht einfach?“

Schätzungen zufolge wird jede fünfte Frau in Österreich geschlagen beziehungsweise ist körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Von außen werden Opfer häuslicher Gewalt dann häufig noch zusätzlich unter Druck gesetzt.

Gewaltspirale

Europaweit werden ca. 62 Millionen Frauen Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt (ab dem 15. Lebensjahr). In Österreich ist schätzungsweise jede fünfte Frau betroffen. Die Dunkelziffer ist unbekannt, jedoch weitaus höher einzuschätzen. Zuflucht finden Betroffene in einem der 26 Frauenhäuser oder einer der Interventionsstellen, die es in jedem Bundesland gibt. Organisiert werden die Frauenhäuser von den zwei Vereinen AÖF (Autonome Österreichische Frauenhäuser) und ZÖF (Zusammenschluss Österreichischer Frauenhäuser). Vergangenes Jahr wurden laut einer Statistik des AÖF in den österreichischen Frauenhäusern insgesamt 3.341 Personen betreut (davon 1.634 Frauen und 1.707 Kinder). 67 % der misshandelten Frauen waren zwischen 21 und 40 Jahre alt.

Credits: Sydney Sims

Zwar hat Österreich vor über 21 Jahren als erstes Land im Mai 1997 ein Gewaltschutzgesetz erlassen, das besagt, dass Gewalt eindeutig eine Straftat ist und der Schutz einer Person vor allen Formen der Gewalt im privaten häuslichen Umfeld gewährleistet werden muss, dennoch gibt es gravierende Defizite im Bereich des Opferschutzes.

Frauen wird oft selbst die Schuld dafür gegeben, dass ihnen Gewalt widerfahren ist (das sogenannte „Victim Blaming“). Eine breite Auseinandersetzung in der Gesellschaft mit der Thematik fehlt ebenso nach wie vor. Meist wird das Thema erst wieder aufgerollt, wenn es Politikerinnen oder Prominente aufgreifen, weil sie selber davon betroffen sind. Und dann hagelt es verheerende Aussagen wie „Man kann das #metoo-Thema auch echt unnötig aufblasen“ oder „Lächerlich, mittlerweile gilt ja ein Schulterklopfer schon als sexuelle Belästigung“ oder „Selber schuld! Wieso verlässt sie den Mann bitte nicht einfach, wenn er sie schlägt? Kann doch nicht so schwer sein!“.

Die Gründe, weshalb Frauen ihre gewalttätigen Partner nicht verlassen, sind äußerst vielschichtig. So können verschiedene Faktoren wie emotionale oder finanzielle Abhängigkeit, Isolierung, Zwang oder Drohungen eine Rolle spielen. Befinden sich Frauen in dieser Gewaltspirale, scheint ein Ausweg oft unmöglich, auch wenn es für Außenstehende so leicht aussehen mag, dass die Frauen doch lediglich ihre Sachen packen und verschwinden müssten. Umso wichtiger ist es, das Thema immer wieder aufzugreifen und aufzuzeigen, dass ein Ausweg möglich ist.

Recht auf gewaltfreies Leben

Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) versteht sich als Dachorganisation autonomer Frauenhäuser in Österreich und setzt sich seit Jahrzehnten gegen (häusliche) Gewalt an Frauen und Kindern ein. Zum Internationalen Tag des Friedens, dem 21. September, wird der AÖF in Kooperation mit dem europäischen Netzwerk WAVE (Women Against Violence Europe) von 11:00 bis 13:00 Uhr in der Wiener Staatsoper eine Matinee (HELLWACH – Matinee für ein Ende der Gewalt an Frauen und Kindern) abhalten. Eintrittskarten sind an den Bundestheaterkassen und unter www.wiener-staatsoper.at erhältlich.
AÖF
AÖF

Was kann man tun, wenn man selber betroffen ist?

Ist man selber von häuslicher Gewalt betroffen oder kennt man eine Person, die darunter leidet, so gibt es einige Stellen, an die man sich wenden kann. Die österreichische Frauenhelpline (Tel. 0800 222555) gegen Gewalt ist eine gute Anlaufstelle. Telefonisch kann man sich auch an den 24-Stunden-Frauennotruf der Stadt Wien wenden (Tel. 01 71719). Auf der Homepage der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser findet man eine Übersicht an Hilfsangeboten und Kontaktadressen (hier geht’s zur Homepage).

Auf Gewaltinfo.at gibt es jede Menge weitere Stellen (nach Bundesland unterteilt), an die man sich jederzeit wenden kann.

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