26. August 2020 von maxima Redaktion

MQ Vienna Fashion Week.20

Vienna Calling

Vom 7. bis 12. September findet die 12. Vienna Fashion Week statt. Über Wien als Modemetropole, die Herausforderungen des Lockdowns und die Zukunft der Branche sprachen wir mit den drei Organisatorinnen der Fashion Week: Zigi Mueller-Matyas, Maria Oberfrank und Elvyra Geyer.

Ja, sie wird stattfinden. Das stand für die Organisatorin- nen der MQ Vienna Fashion Week schon im April fest. Trotz Corona. „Wir haben verschiedene Konzepte ausgearbeitet, um in jedem Fall gerüstet zu sein“, erzählt Elvyra Geyer, eine der Frauen hinter dem Event. Wie sich die Vorbereitungen in Zeiten von Corona gestaltet haben und worauf sich die Veranstalterinnen in diesem Jahr besonders freuen, haben sie uns im Interview verraten.

Ein besonderes Jahr. Wie haben die Ereignisse der letzten Wochen und Monate die Vorbereitungen für die MQVFW beeinflusst?

ZIGI MUELLER-MATYAS: Wir bereiten die MQ Vienna Fashion Week 2020 schon seit November 2019 vor, insofern waren wir ziemlich weit mit der Planung. Die Ereignisse um Covid-19 haben die Vorbereitungen für einige Wochen verlangsamt, wir waren aber immer der festen Überzeugung, dass es die Fashion Week im September geben wird.

Was waren die Herausforderungen – und vielleicht auch Ängste?

ELVYRA GEYER: Mit Herausforderungen haben wir jedes Jahr zu tun, insofern war das heuer kein wirklich großer Unterschied. Wichtig ist natürlich, dass die Corona-Maßnahmen das Konzept der Vienna Fashion Week verändern, vor allem hinsichtlich Aufbauten und Bühne. Und natürlich war da schon auch die Angst, dass wir eventuell absagen müssen.

Wann wusstet ihr, dass die Fashion Week stattfinden können wird?

ELVYRA GEYER: Nach dem Lockdown im März gab es ungefähr zwei Wochen des Abwartens, um zu sehen, wie sich die Situation in Wien, Österreich, aber natürlich auch auf der ganzen Welt entwickelt. Im April haben wir beschlossen, dass es eine Vienna Fashion Week geben wird, nur das Wie war noch unklar. Da so viele große Veranstaltungen für Sommer und Herbst abgesagt wurden, waren wir betreffend der Bestimmungen etwas unsicher, haben dann aber verschiedene Konzepte ausgearbeitet, um in jedem Fall gerüstet zu sein.

Welche Gedanken habt ihr aus der Krise mitgenommen?

MARIA OBERFRANK: Es war anfangs eine Situation, die sich unsere Generation nicht vorstellen konnte. Ich lebe inzwischen mehr im Moment und bin optimistisch. Es gab während des Lockdowns Zeit für zwischenmenschliche Aufmerksamkeit und eine persönlichere Ebene, trotz oder vielleicht gerade wegen virtueller Meetings.

Wie, meint ihr, wird die Modeindustrie durch die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit beeinflusst werden? Wird sich nachhaltig etwas ändern?

ELVYRA GEYER: Ich beobachte bereits seit einigen Jahren eine schleichende Veränderung der Strukturen. Bei Präsentationen etwa, zu denen früher nur Einkäufer und Presse Zugang hatten, sind heute auch Online-Medien, Blogger und Influencer vertreten. Die Kollektionen sind nicht sofort erhältlich, da sie ja erst produziert werden müssen. In Zukunft wird Mode präsentiert werden, die auch gleich gekauft werden kann. Durch den zeitweisen Stillstand während Covid-19 war es für die Brands allerdings auch sehr schwierig, ihre Kollektionen rechtzeitig produzieren zu lassen. Das ist mit ein Grund, warum regionale Produktion in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird.

ZIGI MUELLER-MATYAS: Änderungen haben sich schon vor Covid-19 abgezeichnet. Sie werden jetzt wahrscheinlich schneller stattfinden. Designer haben zusätzlich zu Ateliers und Geschäften auch Online-Shops eingerichtet. Die klassische Boutique, in der ein halbes Jahr im Voraus geordert werden muss, wird meiner Meinung nach durch Concept Stores, die die Kollektionen kurzfristiger anbieten können, ersetzt werden. Ich denke auch, dass die vielen Kollektionen – Stichwort Spring/Summer, Herbst/Winter, Cruise Collections und Zwischenkollektionen – der großen Brands auf zwei Kollektionen pro Jahr reduziert werden. Und ich habe auch gehört, dass die großen Fashion Weeks planen, nicht nur Presse und Einkäufer, sondern künftig auch Kunden zu ihren Shows einzuladen. So arbeiten wir auch bereits. Wir wollen jeder modebegeisterten und interessierten Person die Möglichkeit geben, die Shows zu besuchen.

Stichwort Nachhaltigkeit und Fair Fashion – inwiefern spielen diese Themen eine Rolle bei der MQVFW?

ZIGI MUELLER-MATYAS: Nachhaltigkeit und Fair Fashion spielen schon seit einigen Jahren eine große Rolle. Wir arbeiten mit vielen Designern zusammen, die sich besonders auf Nachhaltigkeit spezialisiert haben. Auch die Besucher fragen spezifisch nach nachhaltiger Mode.

MARIA OBERFRANK: Die aktuelle Notbremsung in puncto Globalisierung hat uns in unserem Weg bestärkt. Wir verfolgen das Motto: think global, shop local. Die persönliche Bindung zwischen Designern und Publikum war für uns immer im Fokus.

ELVYRA GEYER: Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema und hat mit vielen unterschiedlichen Faktoren zu tun. In erster Linie heißt es: weg von Massenproduktion und langen Transportwegen, hin zu regionaler Produktion. Das kam durch Corona wieder stark ins Gespräch. Viele Designer erzeugen ihre Mode bereits mit Fair-Fashion-Zertifikaten oder kaufen ihre Stoffe bewusst bei nachhaltigen Produzenten ein.

Und inwiefern spielt Nachhaltigkeit in eurem persönlichen Leben, bei der Auswahl eurer Kleidung eine Rolle?

ZIGI MUELLER-MATYAS: Ich achte beim Shoppen und Zusammenstellen meiner Lieblingsteile sehr darauf, dass sie nicht aus Massenproduktionen kommen.

MARIA OBERFRANK: Ich trage nur Teile meines eigenen Labels Pitour und ergänzend Lieblingsteile von Kollegen, stets mit persönlichem Konnex.

ELVYRA GEYER: Ich setze auf Mode von österreichischen Designern in Kombination mit ausgewählten internationalen Labels, bei denen ich genau weiß, woher die Stoffe kommen und wo produziert wird. Mir ist auch wichtig, wie viele Teile erzeugt werden, da ich gerne Einzelstücke trage.

Stichwort Body Positivity und Diversität: Beobachtet ihr in dieser Hinsicht Veränderungen in der Modewelt, etwa bei der Model-Auswahl – sowohl in Österreich als auch international gesehen?

ELVYRA GEYER: Es ist sehr schön zu beobachten, dass sich in Sachen Body Positivity und Diversity einiges tut. Generell werden mittlerweile Models unterschiedlicher Hautfarben, Größen und unterschiedlichen Geschlechts immer mehr angefragt – sowohl national als auch international. Die Designer wollen ihre Mode an unterschiedlichen Typen bzw. auch einfach Real People zeigen.

Wie würdet ihr Wien als Fashion- Standort beschreiben?

ZIGI MUELLER-MATYAS: Wien war zum Ende des 19. Jahrhunderts eine Mode-Metropole mit Couture-Salons und Designern wie Emilie Flöge. Die Ereignisse zwischen 1914 und 1945 haben das Thema Mode in Wien in den Hintergrund gerückt. In den 60er-Jahren dann haben Designer wie Rudi Gernreich und Fred Adlmüller die Szene bestimmt. Dann kam Helmut Lang, der aber aus Wien weggehen musste, um internationalen Ruhm zu erreichen. Auch durch die Vienna Fashion Week, die eine Plattform für österreichische Designer bietet, ist Wien in den letzten zwölf Jahren als kreativer und innovativer Fashion-Standort wieder in den Fokus gerückt.

Was erwartet die Fashion-Week-Besucher in diesem Jahr, was wird 2020 anders sein?

ZIGI MUELLER-MATYAS: Die Besucher erwartet wie gewohnt eine Vielzahl von Fashion Shows, eine Shopping Area, wo die aktuellen Kollektionen der Designer zu kaufen sind, und ein Pop-up Store im Not Another Concept Store in den Ringstrassen Galerien. Anders wird jedenfalls, dass wir mit einem neuen Sicherheitskonzept und dem benötigten Social Distancing arbeiten werden.

Und worauf freut ihr euch in diesem Jahr ganz besonders?

MARIA OBERFRANK: Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit vielen Freunden und Gleichgesinnten, neue Inspirationen und einen hoffentlich entspannten Herbst.

HARD FACTS

MQ VIENNA FASHION WEEK.20 7.–12. 9. 2020

Modebegeisterten wird ein abwechslungsreiches Programm geboten. Fashion Shows nationaler und internationaler Designer präsentieren die neuesten Kollektionen im Fashion-Zelt. Pop-up Stores und eine Ausstellung rund um das Thema Mode laden im MuseumsQuartier ein, in die Modewelt einzutauchen.

SHOW-HIGHLIGHTS

True You, Samstag, 19 h Sabine Karner, Donnerstag, 20 h Thai Fashion Night, Donnerstag, 21 h Moulham Obid, Dienstag,  20 h NikoNiko, Samstag, 20 h

Tickets erhältlich unter: www.mqvfw.com/tickets

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