14. Juni 2022 von maxima factory

Gleiche Rechte für alle

Im Zeichen der Liebe

Laut & bunt, aber eine Party mit klarer Botschaft: Hunderttausende zogen vergangenen Samstag rund um den Ring, um für die Rechte der LGBTIQ*-Community zu demonstrieren. Nach zwei Jahren Pandemie fand die Wiener Regenbogenparade wieder in voller Größe statt. Ein starkes Zeichen, wie es Bundespräsident Alexander van der Bellen bezeichnete.

Wiener Regenbogenparade

Entgegen der Fahrtrichtung um den Ring, schrill, laut und bunt und mit einer klaren Forderung: Gleiche Rechte für Schwulen, Lesben und Transgender-Personen. Die Organisatorin der Vienna Pride, Katharina Kacerovsky-Strobl, nannte die Wiener Regenbogenparade ein „wunderschönes Lebenszeichen der LGBTIQ*-Community“. Die erste im normalen Umfang ablaufende Regenbogenparade seit Beginn der Pandemie sei ein „voller Erfolg“ gewesen.

Pride Month

Jedes Jahr steht der Monat Juni im Zeichen der Regenbogenflagge. Paraden, Partys und Kundgebungen finden – wenn nicht gerade Pandemie ist – statt, um auf die Themen der LGBTIQ*-Community hinzuweisen und für deren Rechte und Gleichberechtigung zu kämpfen. Dass das nach wie vor mehr als wichtig ist, betonte die grüne Menschenrechtssprecherin Ewa Ernst-Dziedzic in einer Aussendung. Denn überall in Europa habe die Gewalt gegen Mitglieder und Einrichtungen der LGBTIQ*-Community zugenommen – auch in Österreich. Seit Wochen gebe es vermehrt Übergriffe von Einzelpersonen, aber auch organisiert von ultrarechten Gruppen. „Das muss endlich ernst genommen werden“, so Ernst-Dziedzic.

Was bedeutet LGBTIQ*?

Die Abkürzung steht für

L = Lesbian

G = Gay

B = Bisexual

T = Transsexual

I =  Intersexual

Q = Queer

Das * steht für alle weiteren, zusätzlichen sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten.

 

Geschichtlicher Hintergrund

Der Ursprung des Pride Month geht zurück auf Ereignisse vor über 50 Jahren. Die New Yorker Bar „Stonewall Inn“ in der Christopher Street war Schauplatz des Geschehens, das heute als Meilenstein für die Bewegung gilt. Viele Gäste der Bar waren Drag Queens, Homosexuelle, Lesben, Schwarze, Latinos – die Bar also ein Ort, an dem sich die LGBTIQ-Community traf. Zur damaligen Zeit galten Homosexuelle und Trans-Personen als geisteskrank und wurden wegen Unzucht verhaftet und eingesperrt. Im „Stonewall Inn“ waren Polizeirazzien an der Tagesordnung. So auch am 28. Juni 1969. Doch da passierte etwas noch nie Dagewesenes: Die Barbesucher:innen wehrten sich zum ersten Mal in der Geschichte gemeinsam gegen die Diskrimierung und Polizeigewalt – ein Wendepunkt in der Schwulen- und Lesbenbewegung. In der Folge wurde die Adresse der Bar – Christopher Street – zum Synonym für den Forderung nach Gleichberechtigung.

Zeichen setzen

Auch viele bekannte Fashion- und Beauty-Brands springen auf den Zug auf und setzen sich für die Gleichberechtigung der LGBTIQ*-Community ein – zumindest, was das Marketing betrifft. So haben beispielsweise Coach, Converse, Fossil eigene Pride-Produkte entworfen. Modedesignerin Donatella Versace hat mit LGBTIQ*-Ikone Cher zusammengearbeitet: Die gemeinsame Kollektion „Chersace“ besteht aus Shirts, Socken und Baseballmützen. Auch Beauty-Brands wie NYX Professional Make-up oder Nivea bieten spezielle Pride-Editionen an. Die Einnahmen aus den Regenbogen-Kollektionen gehen in der Regel an Organisationen oder Foundations, die sich für die Gleichberechtigung der LGBTIQ*-Community einsetzen.

Kritik & Ausblick

Natürlich Daumen hoch dafür, dass die Brands ihre Bekanntheit und Reichweite nutzen, um auf die Themen der LGBTIQ*-Community aufmerksam zu machen und für deren gleiche Rechte einzustehen. Doch neben all der vermeintlichen Wohltäterei werden auch kritische Stimmen laut, denn die Firmen nutzen die Publicity selbstverständlich auch, um die Pride-Produkte zu verkaufen und Umsatz zu generieren – wird analog zum Greenwashing, bei dem es um Schönerdarstellen der Nachhaltigkeits-Engagements geht, als Pinkwashing bezeichnet. Vertreter:innen der Community kritisieren dabei, dass es nicht damit getan ist, das Markenlogo in Regenbogenfarben darzustellen und eine eigene Pride-Kollektion herauszubringen. Der Kampf für Gleichberechtigung findet eben nicht nur im Pride Month statt, sondern sollte so lange Thema sein, bis ebendiese erreicht ist.

Fakt ist: Es ist wohl ein schmaler Grat zwischen bloßem Marketing und echtem Engagement; und fest steht auch, dass es in puncto gleiche Rechte für alle definitiv noch viel zu tun gibt.

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