Internet
24. Januar 2018 von Janina Lebiszczak

Liebe in Zeiten von Social Media:

Macht uns das Internet beziehungsunfähig?

Das Internet killt die Paar-Beziehung, heißt es. Tatsache: Noch nie war es so leicht, zu überwachen, zu spionieren und völlig unangemessen zu reagieren.

Das Internet hat seine Vorteile. Und seine Tücken. Eifersüchtig sollte man nicht allzu sehr sein, wenn man online geht. Warum hat er dem Foto der barbusigen Frau auf Facebook ein Like gegeben? War er wirklich mit seinen Kumpels beim Sport, wenn Instagram seinen Standort doch in einer schicken Bar ortete? Kann es sein, dass ich sein Foto auf Tinder entdeckt habe? Soll ich ihn wirklich mit dieser neuen Spy-App überwachen, denn er antwortet nicht, ist aber die ganze Zeit auf Facebook aktiv!

Tja, im Netz ist unser Leben ein offenes Buch, aber nicht jedes Kapitel gefällt unserem Partner.

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Liebe in Zeiten des Internets

Besonders schwierig ist die Liebe in Zeiten des Internets am Anfang einer Beziehung – denn dann sind der Spekulationsspielraum, die Unsicherheit und die Verlustangst noch besonders groß. Oder man laboriert generell unter einem geringen Selbstwert, was durch die unwirkliche Hochglanzwelt von Social Media oft noch verstärkt wird. Der deutsche Sexualtherapeut Ulrich Clement gab in der „Zeit“ dazu Auskunft: „Während sich die ersten Verdachtsmomente durch das Digitale nicht strukturell, sondern höchstens formal verändert haben – jetzt ist es eben eine SMS oder ein Like –, hat sich die Dynamik, die sich daraus entwickelt, durchaus beschleunigt. Denn in dem Moment, wo ich verdächtige und etwas finde, habe ich den Beweis dafür, dass ich richtigerweise verdächtige, und mache weiter. Und das geht online viel schneller.“

Aus dem Affekt heraus

Seine These ist wissenschaftlich untermauert: Ein Forscherteam der York University belegte mit einer Befragung von rund 300 Studentinnen, dass Facebook seine Nutzer mehrdeutigen Informationen über deren Partner aussetzt, zu denen sie sonst keinen Zugang hätten. Digitale Eifersucht wird somit erheblich verstärkt – vor allem bei Frauen. Und wie man mit dieser Eifersucht umgeht, das kann direkt in Beziehungsunfähigkeit münden. Denn, so Clement: „Der Puffer, der zwischen Impuls und Handlung steht, ist kleiner geworden, jene Zeit, in der man nachdenkt, nochmal abwägt und prüft. In meinen Paartherapien sehe ich häufig, wie viel Unglück geschieht, weil jemand relativ schnell aus dem Affekt reagiert hat und nicht abwarten musste, bis sich die ersten heftigen Emotionen gelegt haben.“

Und nun?

Und was kann man tun gegen das Drama im Internet? Ausloggen. Oder am eigenen Selbstwert feilen. Und das ist beides leider nicht so leicht.

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