Wie lange dauert guter Sex?
Wenn du deinen Partner wirklich befriedigen willst, solltest du ewig können? Blödsinn. Aber kann man guten Sex vielleicht doch auch mit der Uhr messen?
Drei bis sieben Minuten halten die meisten Menschen für „adäquat“, sieben bis dreizehn Minuten für „wünschenswert“. Und wenn es bis zu einer halben Stunde dauert, dann wird’s vielen wieder zu lang. Jedenfalls besagt das die Studie des amerikanischen Psychologieprofessor Eric Corty, der seine Forschungsergebnisse auch im „Journal of Sexual Medicine“ veröffentlichte. Eine andere seriöse Studie wurde von deutschen Urologen durchgeführt – danach dauert die penetrative (schönes Wort, gell?) Phase eines Sexualakts etwa zwischen 3 und 6 Minuten. Nach dieser Zeitspanne kommen 90 % der Männer zum Orgasmus. Bei Frauen ist es etwas komplizierter: Sind sie nicht ausreichend erregt, kann der Kerl stundenlang ackern – es wird sich nichts tun, selbst dann nicht, wenn sie durch Yoga geschmeidig und durch Rosen beeindruckt wurde.
3,5 Minuten – schluchz!
Und dann wäre da noch die Sache mit der Selbsteinschätzung: Ein Kondom-Hersteller befragte in einer großen intereuropäischen Poll, wie lange der eigentliche Akt bei seinen Kunden – gefühlsmäßig – dauert. Die Männer gaben 20 Minuten an, die Frauen 10 Minuten. Manche willigten ein, diese Einschätzung überprüfen zu lassen: Nach dem Einsatz einer Uhr zur Kontrolle kam die Wahrheit ans Licht: Durchschnittlich 3,5 Minuten wurde kopuliert. Da lag der Schriftsteller Paulo Coelho ja ziemlich daneben. „Elf Minuten“, besagt sein gleichnamiges Buch, ist jene Zeit, die man normalerweise für Sex braucht. Denkste.
SQ statt IQ?
Aber mal ehrlich: Manchmal liegt die Würze in der Kürze! Manchmal dreht sich nicht alles um den Orgasmus! Und manchmal ist ein Sex-Marathon, der sich über Stunden (Keine Sorge: Mit Pausen!) erstreckt, etwas Wunderschönes. Aber wir Menschen messen uns halt so gerne, denn alles, was man messen kann, wird irgendwie greifbar. Doch der Versuch, Qualitäten und Quantitäten im Bett dingfest zu machen, scheitert immer wieder. Die brasilianische Sexologin Carmita Abdo hat bereits 2005 eine Methode entwickelt, die die Qualität des Sexuallebens mess- und bewertbar machen sollte. Grundlage für den „SQ“ war ein Fragebogen, der vom Vorspiel über die Erektion bis zum Orgasmus die ganze Palette der Sexualität abdeckte. Berücksichtigt würden sowohl physische wie emotionale Komponenten des Sexuallebens. Der SQ bringe Objektivität in die Debatte, was guter Sex sei, hieß es. Das Problem: Die Antworten beruhten auf Selbsteinschätzungen. Und nirgendwo wird mehr gelogen als bei den sexuellen Fähigkeiten. Adbo erklärte ihr Projekt für gescheitert.
Genieße Sex, egal wie lange er dauert oder wie oft du kommst. Man kann wirklich alles und jeden in sein Bett lassen. Nur bitte: Eine Stoppuhr nicht.