Influencer:innen-Talk
„No fake, no filter“: Hanna Schumi im Interview
Beauty-Bloggerin und -Editor, Skinfluencerin, Podcasterin („Gepflegte Gespräche“) und Art-Direktorin Hanna Schumi gibt uns Einblicke in ihre vielfältige Tätigkeit.
1. Wie beschreibst du den Job als Digital-Influencerin bzw. Creator? Gibt’s für dich einen Unterschied in den beiden Bezeichnungen?
Ich möchte das alles nicht trennen. Ich war früher Art-Direktorin und bin es immer noch. Ich bin Digital Creator für mich, aber auch für andere Marken, ob sichtbar oder nicht. Dabei bin ich aber auch Stylistin, Model, Buchhalterin, Fotografin und eben Influencerin. Schon als Kind habe ich gerne anderen schöne Dinge gezeigt – das mache ich heute noch. Ich liebe es, wenn andere meine Herzenstipps auch so mögen! Da passt „Influencerin“ ganz gut, auch wenn die Bezeichnung zu Unrecht so verschrien ist. Ich kreiere, ich zeige, ich empfehle und ich inspiriere hoffentlich! Ich sehe das ganz positiv und in beiden Bezeichnungen einen Mehrwert in meiner Arbeit.
2. Du betreibst nicht nur deinen Instagram-Account und deinen Blog, sondern hast auch einen eigenen Podcast, „Gepflegte Gespräche“ – bist also viel beschäftigt. Wie schaffst du es, abzuschalten? Machst du bewusst ab und zu Digital Detox?
Die wahre Inspiration liegt ja außerhalb von Social Media. Ich lege das Handy oft weg, gehe in Ausstellungen, in den Wald und schalte beim Krafttraining, Ballett oder Tennis ab. Oder beim Malen! Habe ich wieder entdeckt. Viel Farbe plus große Leinwände sind weit weg von Instagram, geben Freiheit und nehmen mir auch die Angst vorm Scheitern. Manchmal lösche ich Instagram für Tage oder sogar Wochen. Dann kommt die Lust wieder, wenn ich meine, sie verloren zu haben. Das ist ganz normal! Dann brauche ich eine Pause – ich bin ja sonst täglich bis zu 10 Stunden online. Gerade erst habe ich eine Woche im Ayurveda Parkschlösschen gebucht und gebe mein Handy an der Rezeption ab. Meine Halswirbelsäule und mein Geist werden es mir danken!
3. Influencer:innen sind auch Vorbilder – vor allem für die jüngere Generation. Wie gehst du mit dieser Verantwortung um?
Ich trage eine große Verantwortung und hinterfrage alles, was ich poste. Also: Wording und Bilder. Ich poste bewusst Fotos, auf denen mein Bauch mal nicht normschön aussieht, und versuche immer inklusiv zu denken und so meinen Content zu erschaffen. Neben Beauty ist es mir wichtig, auch ab und an gesellschaftliche und auch gesellschaftskritische Themen anzusprechen. Das mache ich auch in meinem Podcast so, den ich bewusst BEAUTY+ genannt habe. Beauty hört nicht bei Lippenstift und Skincare auf!
4. Du trittst sehr offen für mehr Echtheit und Natürlichkeit auf Instagram auf – Stichwort: No fake, no filter. Warum ist dir das im Gegensatz zu vielen anderen ein so großes Anliegen, und hat das Folgen auf etwaige Kooperationen?
Es gibt für mich keinen Grund für Filter – das ist ja das Witzige. Warum sollte ich mich mit Filter vor Tausenden Menschen zeigen und dann Skincare-Tipps geben? Unsere Gesellschaft denkt in Werbebildern, die seit den 60ern glatt, straff und makellos abgebildet werden. Nur langsam bricht dieses Bild – ob bei Gesichtern oder Körpern. Ich möchte dies in meiner Arbeit nicht nähren und z. B. gegen die absurde „Porenlosigkeit“ in der Beauty-Branche mit meinen Bildern gegensteuern. Poren, Falten, Orangenhaut – je öfter man es sieht, desto gelassener wird man damit. Denn: Die Makel wurden uns über viele Jahre angedichtet, unser Blick verändert. Dieser wurde gelernt. Man sieht es ja an Kindern, die Haut ganz anders sehen und nicht bewerten. Werbung mit manipulierten Bildern? Ich hab’s so satt – kommt für mich nicht in Frage. Mittlerweile gibt es einige Koop-Partner, die in den Briefings ganz bewusst Filter und Bildveränderung untersagen. Finde ich großartig!
5. Wie gehst du mit Kritik im Netz oder auch etwaigen Shitstorms um?
Konstruktive Kritik ist immer willkommen. Ich lerne ständig und immer. Meistens sind es aber nur die ungewaschenen Gedanken der Leute, die schnell getippt und abgeschickt werden und einem um die Ohren fliegen – gerade in den Instagram-Stories. Meist sagt es mehr über die Sendenden aus als über mich. In meiner fantastischen Community überwiegt aber mit deutlicher Mehrheit das Positive und dafür bin ich sehr dankbar!
6. Was war dein größter Erfolg bis jetzt? Worauf bist du am meisten stolz?
Auf meine Leser:innen, Zuhörer:innen aka meine Community! Wenn mir eine Frau schreibt, dass sie sich endlich getraut hat, roten Lippenstift zu tragen, oder einen passenden BH gefunden hat, rollen bei mir schon mal die Tränen. Ich möchte Frauen Mut machen! Und wenn das gelingt, bin ich einfach irre stolz auf mich selbst.
7. Welches Podcast-Gespräch ist dir am meisten in Erinnerung geblieben und warum?
Ich liebe die beiden Folgen mit Arlow von Work It Training. Sie erwischen einen kalt! Wir essen alle zu wenig? Und ein Sixpack ist gar nicht so möglich, wie es uns oft versprochen wird? Die Episoden regen an, den Kampf gegen sich selbst aufzugeben und gut mit sich selbst umzugehen. Sein großartiger, kostenloser (!) Social-Media-Auftritt ist wirklich life-changing und in den Podcast-Folgen bekommt man eine Idee davon.
8. Gibt es eine Person, die du unbedingt noch in deinem Podcast haben möchtest?
Nikeata Thompson – love her! Außerdem Dr. Helmut Leder von der Uni Wien, Avi von Queer Eye Germany und eine:n Maler:in. Mit allen möchte ich mich in der nächsten Staffel 4 (startet im Oktober 22) vielschichtig über Schönheit unterhalten.
9. Welche Pläne oder Ziele hast du für die Zukunft?
Ich möchte noch mehr Menschen Mut machen, zu sich zu stehen. Mein Motto ENJOY WHO YOU ARE ist simpel, aber nicht so einfach umzusetzen. Wir kommen nun mal aus unserem Körper nicht raus! Es ist eine Reise, auf der ich selbst noch eine kleine Marke kreieren, meinen Podcast ausbauen und noch mehr Wohltätigkeit in meine Arbeit bringen möchte. Aktuell unterstütze ich zwei Organisationen mit Produkten aus den irrwitzigen Massen, die ich zugeschickt bekomme. Das ist aber noch nicht genug!
10. Deine 3 Top-Beauty-Produkte, auf die du nicht mehr verzichten möchtest?
Mascara (aktuell die Cloud Mascara von Sweed), einen SPF (Liebling ist der City Shield von Murad) und den Super Loaded Tinted Highlight von Westman Atelier. Sehr teuer, für mich aber unerreicht. Damit sehe ich sofort wach und frisch aus!