Stealthing – wie kann man sich schützen?
Grauenvoll: Es gibt tatsächlich Männer, die sehen Stealthing als ihr Recht an. Und streifen das Kondom heimlich während des Sex ab.
Laut dem Verein Live + wissen weltweit 54 % der Leute, die HIV-positiv sind, nicht, dass sie infiziert sind. Allein in Westeuropa sind es ungefähr ein Drittel der Infizierten. Ein HIV-Test ist kostenlos, aber der Gefahr ins Auge zu sehen verlangt viel Stärke. Umso erschreckender scheint nun ein „Sex-Trend“, der sich Stealthing, also „Hereinlegen“ nennt. Dabei streift der Mann das Kondom, auf das sich beide zuvor geeinigt haben, vor oder beim Geschlechtsverkehr heimlich wieder ab. Auch Männer können bei schwulem Sex Opfer von Stealthern werden. Die Täter prahlen damit sogar in diversen Foren und Social-Media-Kanälen und beratschlagen ganz offen, wie sie das Kondom während dem Sex am besten unbemerkt loswerden können. Pfui Deibel – dumm und gefährlich für alle Beteiligten.
Stealthing ist ein Verbrechen
Die Folgen: Angst vor ungewollter Schwangerschaft und sexuell übertragbaren Krankheiten, aber auch Betrug und Bestürzung – Stealthing ist Missbrauch. Es handelt sich ohne Zweifel um einen sexuellen Übergriff ohne Einwilligung des Partners – denn nur weil eine Person in den Sex mit Kondom einwilligt, heißt das nicht automatisch, dass sie auch ohne Schutz zustimmen würde.
Stealthing
Die Stealthing-Verfechter allerdings meinen, es sei ein männliches Recht, den Samen dort zu platzieren, wo er Schaden anrichten kann, und ermutigen sich gegenseitig. Ein Gericht in der Schweiz hat für Männer, die Stealthing praktizieren, vor kurzem ein Exempel statuiert. Das Tinderdate einer Frau bekommt, was logisch erscheint: Der Gerichtshof entschied, dass ungewollter Sex ohne Kondom den Tatbestand der Vergewaltigung erfüllt. Auch in Österreich ist Vergewaltigung unter Strafe gestellt, neben dem Straftatbestand der Vergewaltigung gibt es ergänzend den Paragraphen „Geschlechtliche Nötigung“.
Wie kann man sich vor Stealthing schützen?
Das Problem: Der Eingriff in die sexuelle Selbstbestimmtheit kann jedoch vor Gericht häufig nicht nachgewiesen werden. Die Absprache, dass ein Kondom benutzt werden muss, ist schwer zu beweisen. Derweil gibt es also kaum Möglichkeiten, sich gegen Stealthing zu wehren, außer beim Sex mit einem neuen bzw. fremden Partner den Blick ab und zu nach unten schweifen zu lassen und sofort abzubrechen, wenn man merkt, dass das Kondom fehlt. Da einige Stealther das Kondom durchlöchern, sollte man auf seine eigene „Ware“ zurückgreifen. Und falls du einen Stealther erwischst: Ab zur Polizei und Anzeige erstatten, wer sich nicht traut, kann sich auch von der Frauenhilfe unterstützen lassen.