Angstlust
Warum wir uns gerne gruseln
Sogar im Hochsommer haben sie Saison: Horrorfilme, Thriller, Gruselromane. Aber warum fürchten wir uns eigentlich so gerne?
Die Sonne scheint, die Vöglein zwitschern, in der Hand ein gutes Buch. Doch in dem Buch? Angst, Schrecken, Wahnsinn. Serienmörder, Killerclowns, Verrückte. Und abends dann vor dem Fernseher oder im Kino relaxen. In der Hauptrolle: Monster, Zombies und Dämonen.
Nach Serienerfolgen wie „The Walking Dead“, „American Horror Story“, „Outcast“ und Co freut sich die Gruselgemeinde nun auf „Castle Rock“. Darin wird nicht nur der Clown Pennywise aus dem Buch und dem Film „Es“ (das Remake kommt Anfang September in die Kinos) auftauchen, sondern noch viele andere Charaktere aus Stephen Kings Grusel-Universum. Und noch im August wird uns die Verfilmung von dessen Meisterwerk „Der dunkle Turm“ in den Kinos erfreuen. Ja, auch in der sorglosesten Saison des Jahres darf gebibbert und gekreischt werden.
Schreck, lass (nicht) nach!
Ja, die einen lieben Horrorfilme, die anderen schaffen es nicht, einen „Tatort“ zu Ende zu schauen. Doch das Gefühl, wenn der Schreck nachlässt, das mögen alle. Angstlust heißt dieses Phänomen – eine Mischung aus Wohlgefühl und Panik. Sie entsteht dadurch, dass wir wissen, dass das, was uns das Fürchten lehrt, nicht real ist. Unser Bewusstsein schwankt zwischen der Fixierung auf den Angstreiz und dem Wissen: Mir passiert nichts, ich sitze eh zuhause auf dem Sofa. Auch in Sachen Erotik gibt es sie, die Angstlust. „Herzklopfen und Aufgeregtheit können sowohl Angst als auch Erregtheit signalisieren. Vor einem ersten Date sind Sie neugierig auf die sexuelle Erfahrung, fragen sich aber auch, was Sie erwartet und wie der Abend wohl laufen wird; der Gedanke daran ist beunruhigend, aber immer auch interessant“, so Psychologe Ulrich Klement: „Dieses erotische Lampenfieber ist eine milde Form von Angstlust.“
Adrenalin – und dann Happiness
Und wie kommt es dazu? In einer Stresssituation wird im Gehirn zunächst Adrenalin ausgeschüttet, danach sind die Glückshormone, die Endorphine, am Zug. Sprich: Der Lohn des Schrecks ist das Glück – das kann richtiggehend süchtig machen. Und außerdem ist es doch besonders schön und heimelig, sich an der Schulter seines Partner zu verkeilen, wenn Pennywise mordet – und man selbst in Sicherheit ist.