Schluss mit dem Mutter-Teresa-Syndrom:
Liebst du es, zu helfen? Hilf dir selbst!
Hilfe, Helfersyndrom: Schon wieder in einer Beziehung mit jemandem, der dich mehr braucht als du ihn? Selber schuld.
In Zeiten, in denen das Wort Gutmensch von einigen besonders hellen Exemplaren unserer Spezies als etwas Negatives eingestuft wird, muss man vorsichtig sein. Ja, es ist schön, zu helfen. Es gibt vielleicht sogar nichts Befriedigenderes, als zu sehen, dass es den Liebsten gutgeht. Solange man nicht selbst daran zugrunde geht.
Aber beginnen wir mal bei der Begriffserklärung: Als Helfersyndrom bezeichnet man ein Modell seelischer Probleme, die häufig in sozialen Berufen anzutreffen sind. Es wurde erstmals 1977 von dem Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer in seinem Buch Die hilflosen Helfer beschrieben und bislang nicht empirisch bestätigt. Laut Modell hat ein vom Helfersyndrom Betroffener ein schwaches Selbstwertgefühl und ist auf seine Helferrolle fixiert; das Gebraucht-werden-Wollen wird zur Sucht. Dabei versucht er ein Ideal zu verkörpern, das er selbst bei seinen Eltern oder generell in seiner Kindheit vermisst hat. Nun, das ist natürlich nicht immer der Fall: Denn Menschen, die gerne helfen, kommen oft aus unproblematischen Verhältnissen und sind mit ordentlich Ego ausgestattet. Aber sie wollen halt noch mehr davon.
Der Ehrgeiz, die Sucht
Im Beziehungsleben macht so ein Helfersyndrom die Sache so richtig spannend: Schwierige, komplizierte Männer ziehen uns an. Man zeigt einen unglaublichen Ehrgeiz, einen Mann zu entwickeln, ihm aus der Patsche zu helfen, ihn vollkommen zu machen, zu heilen. Was steckt dahinter?
Natürlich erst mal eine liebe Art. Dann das schlechte Gewissen darob, dass es einem selbst so gutgeht. Aber: Eigentlich träumt man davon, dass der Kerl endlich merkt, wie gut ihm der Umgang mit einem tut. Und alle seine Schwächen fahren lässt und seine seelischen Verwundungen abschüttelt. Ha. Denkste! In Wirklichkeit sind die Helferlein nämlich Egoisten. ist. So hart das klingen mag, aber die Hilfe, sich für andere Menschen aufzuopfern, um seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, ist nichts Heiliges.
Helferlein, pass auf!
Aber Achtung: Mit der Zeit sind Erschöpfungszustände und Erkrankungen vorprogrammiert. Von zwischenmenschlichen Verbindungen, in denen sie nicht die Wirksameren, die Praktischeren, die Lebensfähigeren sind, halten sich die Helferlein nämlich fern. Um das Syndrom abzustreifen, gibt es nur eine Lösung: Umdenken! Selbsterkenntnis! Es gilt, sich radikal einzugestehen, dass das Helfen nicht nur selbstlos ist, sondern auch ein Mittel, um das Selbstwertgefühl zu stärken. Und dass es wenig mit dem Mann an sich zu tun hat. Wer zu spät reagiert, verliert meist nicht nur den Partner, sondern setzt auch das eigene Seelenwohl aufs Spiel.