Micro-Glück: Frau happy im Park
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15. September 2025 von Katharina Domiter

Micro-Glück: Die Macht der kleinen Freuden


Aktuelle Studien zeigen, dass „Micro-Joy-Momente“ – kleine Alltagsfreuden – unser Wohlbefinden steigern und das Gehirn positiv beeinflussen. Wie wir diese Momente bewusst in unseren Alltag integrieren können, erklärt Mindset-Coach Viktoria Schretzmayer.

Was macht uns wirklich glücklich? Während viele von uns auf große Ereignisse wie Hochzeiten, Beförderungen oder Traumreisen hoffen, zeigen aktuelle Studien, dass es die kleinen, alltäglichen Momente sind, die unser Wohlbefinden nachhaltig verbessern. Der Begriff „Micro-Glück“ beschreibt diese Mini-Freuden – ein gutes Gespräch mit Freund:innen, ein Teller Spaghetti oder das Lieblingslied im Radio. Diese Momente sind nicht nur gut für die Seele, sondern auch für das Gehirn. Aber warum sind diese kleinen Momente so wirksam, und wie können wir sie in unser Leben integrieren? Ein Blick auf die Wissenschaft und praktische Tipps für den Alltag von Mindset-Coach Viktoria Schretzmayer geben Aufschluss.

Was sagt die Wissenschaft?

Aktuelle Studien unterstreichen die Bedeutung von sogenannten „Micro-Glücks-Momenten“ für unser emotionales Wohlbefinden. Eine Analyse des Big Joy Projects zeigt, dass Personen, die täglich kleine Freuden bewusst erleben, innerhalb einer Woche eine Steigerung ihres emotionalen Wohlbefindens um etwa 25 % erfahren. Diese Erkenntnisse stehen im Einklang mit den Forschungen von Martin Seligman, dem Begründer der Positiven Psychologie. Seligman betont, dass regelmäßige positive Erlebnisse, auch wenn sie klein sind, unser allgemeines Wohlbefinden erheblich steigern können.

Kleine Impulse, große Wirkung

Wenn wir einen Micro-Joy-Moment erleben, geschieht eine Kette von Reaktionen in unserem Gehirn. Dopamin wird freigesetzt, ein Neurotransmitter, der Glücksgefühle und Zufriedenheit hervorruft. Gleichzeitig wird die Amygdala, unser Angstzentrum, beruhigt – Stress und die Produktion des Stresshormons Cortisol reduzieren sich.

„Micro-Joy-Momente verstärken außerdem die Verbindung zwischen neuronalen Netzwerken, die für positive Emotionen und Wohlbefinden zuständig sind.“

Erklärt Mindset-Coach Viktoria Schretzmayer, und weiter: „Mit der Zeit trainieren wir unser Gehirn, Positives leichter zu erkennen und zu genießen.“ Studien zur Positiven Psychologie bestätigen diese Effekte. Der Psychologe Martin Seligman hat herausgefunden, dass regelmäßige kleine positive Erlebnisse eine nachhaltigere Wirkung auf unser Wohlbefinden haben als seltene, intensive Glücksmomente. Diese Erkenntnisse widerlegen die Idee, dass wir auf das große Glück warten müssen, um zufrieden zu sein.

Die Magie der Alltagsfreuden

Unser Gehirn hat von Natur aus einen sogenannten Negativitäts-Bias. Dieser evolutionär entwickelte Mechanismus sorgt dafür, dass wir negative Informationen stärker wahrnehmen als positive – eine Überlebensstrategie unserer Vorfahren. Heute kann dieser Bias jedoch dazu führen, dass wir uns mehr auf Sorgen und Stress konzentrieren und das Schöne übersehen. „Je mehr wir den Fokus im Alltag auf Positives lenken, desto normaler wird es für unser Gehirn, weiteres Positives zu finden“, so Schretzmayer. „Mit der Zeit befindet sich unser Geist in einer regelrechten Aufwärtsspirale: Wir umgehen den Negativitäts-Bias und trainieren unseren ,Glücksmuskel‘. Wer Positives sucht, zieht oft noch mehr davon in sein Leben.“

Wie viel Micro-Glück ist genug?

Die einfache Formel: Viele kleine Glücksmomente wirken langfristig stärker als seltene, große Highlights. „Kleine Energie-Boosts helfen uns, den Alltag leichter zu bewältigen und präsenter im Hier und Jetzt zu sein“, erklärt Schretzmayer. Diese kleinen Freuden stärken nicht nur die mentale Gesundheit, sondern auch unsere Resilienz gegen Stress. Der Vorteil von Micro-Joy-Momenten ist, dass sie ohne großen Zeitaufwand integriert werden können. Selbst gestresste Menschen können durch kleine Routinen diese Momente kultivieren. „Es braucht ein bisschen Übung und Achtsamkeit“, sagt Schretzmayer.

Micro-Glück im Alltag: Frau ist kreativ und malt
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Die Rolle der Achtsamkeit

„Ohne Achtsamkeit können wir diese kleinen Momente gar nicht wahrnehmen“, betont Schretzmayer. Gerade in stressigen Phasen neigen wir dazu, durch den Tag zu hetzen und die schönen Details des Alltags wie die Sonne am Himmel oder das Lächeln eines:einer Fremden nicht zu bemerken. Kleine Routinen wie bewusstes Atmen, das Beobachten der Umgebung oder ein Wecker als Erinnerung an den Moment können helfen. Ein Beispiel: Anstatt sich über das schlechte Wetter zu ärgern, können wir uns auf die gemütliche Atmosphäre zu Hause konzentrieren.

Nachhaltige Effekte für die mentale Gesundheit

Die Praxis von Micro-Glücks-Momenten hat langfristige Auswirkungen auf das Gehirn. Regelmäßige positive Erlebnisse reduzieren das Risiko für Depressionen und Angstzustände, während sie Optimismus und Dankbarkeit verstärken. „Es ist wie ein ,Glücksmuskel‘: Use it or lose it“, erklärt Schretzmayer. „Kultivieren wir diese Micro-Joy-Momente nicht, verkümmern die neuronalen Netze, die für Positives zuständig sind. Es sind die kleinen Dinge, die den Unterschied machen“, fasst Schretzmayer zusammen. „Statt auf die nächste große Auszeit oder das nächste große Ziel zu warten, können wir jeden Tag bewusst als Chance für kleine Wunder sehen.“

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