Krämpfe, Stimmungsschwankungen, Zykluschaos – oft steckt mehr dahinter als „hormonelle Launen“. Endometriose, PMS und PCOS gehören zu den häufigsten gynäkologischen Erkrankungen. Gynäkologin Andrea Lederer erklärt, wie du Symptome erkennst und was hilft.
Viele Frauen stehen häufig vor der Herausforderung, die Signale ihres Körpers richtig zu deuten. Beschwerden wie Schmerzen, Stimmungsschwankungen oder ein unregelmäßiger Zyklus werden oft als „normal“ abgetan. Dabei könnten sie auf ernsthafte Erkrankungen wie Endometriose, PMS (Prämenstruelles Syndrom) oder PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom) hinweisen. Diese Erkrankungen sind nicht nur weit verbreitet, sondern oft auch mit einem hohen Leidensdruck verbunden.
Wenn der Zyklus zur Qual wird: Endometriose erkennen
Mindestens jede fünfzehnte Frau in Österreich leidet an Endometriose. Die Dunkelziffer ist vermutlich noch viel höher. Doch oft bleibt die Krankheit unerkannt. „Endometriose macht sich meist durch sehr starke Regelschmerzen bemerkbar, die die Einnahme von Schmerzmitteln erforderlich machen. Oft kommen auch Darmbeschwerden oder eine Reizung der Blase während der Periode dazu“, erklärt Frauenärztin Andrea Lederer. „Die Schmerzen entstehen, weil versprengte Schleimhautinseln außerhalb der Gebärmutter mit dem Zyklus mitwachsen und bluten. Diese Entzündungen verursachen Gewebeveränderungen und Verwachsungen.“
Was hilft bei Endometriose?
Die Behandlung von Endometriose stützt sich häufig auf eine Kombination aus hormonellen Therapien und unterstützenden Maßnahmen. „Eine Pille mit hohem Gestagengehalt wird in der Praxis noch oft verschrieben“, erklärt Gynäkologin Andrea Lederer. Diese reguliert den Hormonhaushalt und kann das Wachstum der Schleimhautinseln eindämmen. Allerdings entscheiden sich immer mehr Frauen für bioidentische Hormone, die eine schonendere und oft wirksamere Alternative bieten. Sie entsprechen den körpereigenen Hormonen und zeigen laut Lederer nicht nur bessere Ergebnisse, sondern sind auch verträglicher, insbesondere bei langfristiger Anwendung.
Therapiemöglichkeiten und Heilungschancen
Zusätzlich kann eine entzündungshemmende Ernährung die Beschwerden der Endometriose positiv beeinflussen. Ein reduzierter Konsum von Zucker und Transfetten sowie die verstärkte Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren, etwa aus Fisch oder Leinsamen, tragen dazu bei, Entzündungen im Körper zu reduzieren und den Heilungsprozess zu unterstützen. Bei schweren Formen der Endometriose, insbesondere wenn die Gewebeinseln größere Schmerzen verursachen oder wichtige Organe beeinträchtigen, ist ein chirurgischer Eingriff oft unausweichlich. Die operative Entfernung erfolgt in der Regel minimal-invasiv mittels Bauchspiegelung. Dabei werden die betroffenen Gewebeareale unter Vollnarkose präzise entfernt, um die Symptome zu lindern und das Risiko von Verwachsungen zu minimieren.

PMS: Wenn die Tage vor den Tagen belasten
Brustspannen, Blähungen, Heißhungerattacken, Stimmungsschwankungen oder Kopfschmerzen. „Bei manchen Frauen treten massive psychische Beschwerden auf, bis hin zu depressiven Episoden“, erklärt Gynäkologin Lederer. Die Symptome variieren stark beim Prämenstruellen Syndrom, kurz PMS. Laut Statistik sind bis 7zu 5 Prozent der menstruierenden Frauen davon betroffen.
Wie lässt sich PMS mildern?
Eine wichtige Rolle bei der Linderung der Beschwerden spielt der Lebensstil. Stressabbau durch Yoga, Meditation oder Spaziergänge an der frischen Luft kann die Symptome mildern. „Stress ist ein Hauptfaktor, der den weiblichen Zyklus negativ beeinflusst. Alle diese Maßnahmen reduzieren nachweislich den Cortisolspiegel und damit den Stress im Hormonsystem“, so Lederer. Auch die Ernährung hat Einfluss: Wer Koffein, Alkohol und Zucker reduziert, kann Hormonschwankungen besser ausgleichen. „Pflanzliche Präparate wie Mönchspfeffer oder Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin B6 zeigen bei vielen Frauen eine gute Wirkung“, empfiehlt die Frauenärztin. In schweren Fällen, wenn die Beschwerden massiv die Lebensqualität beeinträchtigen, kann eine Hormonersatztherapie sinnvoll sein, um den Hormonhaushalt zu stabilisieren.
PCOS: Wenn der Kinderwunsch unerfüllt bleibt
Es ist eine häufige Ursache für unerfüllten Kinderwunsch, da es oft zu einem Ausbleiben des Eisprungs führt – bleibt aber oft sehr lange unerkannt: das Polyzystische Ovarialsyndrom, kurz PCOS. Typische Symptome sind unregelmäßige oder ganz ausbleibende Regelblutungen, eine verstärkte Behaarung im Gesicht oder am Körper sowie Hautprobleme wie Akne.
Effektive Therapien bei PCOS
Neben einer angepassten Ernährung und regelmäßigem Sport können Medikamente wie Metformin oder Myo-Inositol die Insulinresistenz verbessern und die Symptome lindern. „Bioidente Hormone oder niedrig dosierte Antiandrogene helfen ebenfalls, den Zyklus zu regulieren und die hormonelle Balance wiederherzustellen“, ergänzt die Gynäkologin. Für Frauen, die einen Kinderwunsch haben, stehen auch Therapien zur Verfügung, die den Eisprung anregen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um langfristige Folgen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu vermeiden.
Frauengesundheit ernst nehmen: Warum du auf die Signale hören solltest
Zyklusprobleme, Schmerzen oder Stimmungsschwankungen müssen und dürfen nicht als unveränderliche Begleiter im Leben von Frauen betrachtet werden. Endometriose, PMS und PCOS sind keine unabänderlichen Zustände. „Wenn etwas aus dem Gleichgewicht gerät, ist es entscheidend, auf diese Warnsignale zu hören und rechtzeitig professionelle Hilfe zu suchen“, betont Lederer. Mit der richtigen Diagnose und individuellen Therapien können betroffene Frauen ihre Lebensqualität wieder zurückgewinnen.